Montag, 3. März 2008

Erneuerer des Romans – Alain Robbe-Grillet tot

Der französische Schriftsteller Alain Robbe-Grillet hat in Frankreich den Nouveau Roman erfunden. Er verband in seinen Büchern Sprachexperimente mit erotischem Stil - und schrieb Drehbücher wie „Letztes Jahr in Marienbad". Jetzt ist der Dichter im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ein monstre sacré, ein heiliges Monster, wie die Franzosen in liebevoller Drastik ihre ganz Großen nennen, ist abgetreten. Alain Robbe-Grillet. Auf ihn wurde das Wort vom „Papst des Nouveau Roman“ geprägt. Und wenn auch der Nouveau Roman als literarische Richtung in den letzten Jahrzehnten viel von seinem Nimbus verloren hat: Robbe-Grillet verblieb in seiner Glorie. In der Nacht zum Montag ist der Schriftsteller im Alter von 85 Jahren an einem Herzschlag gestorben.
Man muss ihn erlebt haben, wie er vor sechs Jahren in Berlin seinen vorletzten Roman „Die Wiederholung“ vorstellte, der im Nachkriegs-Berlin spielt und dabei alle Unwahrscheinlichkeiten, Scheinwahrheiten noch einmal übergipfelte, von denen auch sein früheres Werk schon voll war. Man muss ihn gehört haben, wie er da locker-lässig die elaboriertesten Literatur-Weisheiten von sich gab, präzise in Wortwahl und Grammatik bis hinein in den Subjonctif II.
Das Prestige der schwierigen Literatur
Man muss auch den katzbuckelnden französischen Botschafter und seine Mitarbeiter erlebt haben, wie sie sich dem großen alten Mann der französischen Nachkriegsliteratur förmlich zu Füßen warfen, und man bekam noch ein allerletztes Mal wahrscheinlich einen Hauch von dem zu spüren, was einmal die schwierige, die anspruchsvolle Literatur in Frankreich für ein Prestige besaß.

Denn Alain Robbe-Grillet, der alle Preise erhielt, die unser westliches Nachbarland zu vergeben hat, der vor allem mit seinen Romanen der Fünfzigerjahre wie „Der Augenzeuge“ (1955) sowie „Die Jalousie oder die Eifersucht“ (1957) sich bereits als Klassiker zu Lebzeiten etabliert hatte, der auch als Filmemacher Furore machte (Drehbuch zu „Letztes Jahr in Marienbad“, 1963; Regie in „Die schöne Gefangene“, 1983): Robbe Grillet also verkörperte mit seiner Verabschiedung der konventionellen Fabel den Inbegriff der literarischen Moderne. Mehr noch: Er stellte das auch dar.

Er konnte als begnadeter Performer gelten. Er schien der Esprit selbst zu sein – und er wusste es, setzte voraus, dass auch die anderen wussten, dass er wusste, kurzum, er ließ sich empfangen und behandeln wie ein König. Ein König in Rollkragenpullover und Existentialistenschwarz allerdings, treu bis zum Schluss jener Ästhetik der entemotionalisierten, intellektualisierten Sachlichkeit, die man zu Recht und von Anbeginn mit dem Nouveau Roman verbunden hat.
Er war besessen von Erotik
Anders als seine gleichfalls berühmten Kollegen Michel Butor oder Nathalie Sarraute war es allerdings kein Universum der Angst, das er in seinen sehr abstrakten, sehr vom Sprachmaterial lebenden Büchern vorlebte. Vielleicht hat das mit seiner obsessiven Erotik zu tun, vielleicht mit einem charakterlich angelegten Komödiantentum, jedenfalls stand Alain Robbe-Grillet für eine Moderne, die nicht düster war.
Und er genehmigte sich auch Entfernungen von der Truppe. So eindeutig er mit seinen letzten Werken zu seinen Anfängen zurückkehrte, so konnte er doch auch hin und wieder im Lauf seiner langen Karriere die Leser verwirren mit Zugeständnisse an den realistischen Literaturbegriff. Gralshüter der Avantgarde haben ihm das prompt verübelt.
Vor allem bei seinem autobiografischen Roman „Der wiederkehrende Spiegel“ von 1985, den er selbst allerdings eine „Automythographie“ nannte, meinte man, das literarische Rollback zu spüren, das in jenen Jahren auch Marguerite Duras’ herkömmlich erzählter Roman „Der Liebhaber“ anzuschieben schien. Doch neben seiner wahrheitsgetreu geschilderten Kindheits- und Jugendgeschichte brachte Robbe-Grillet hier auch immer wieder fantastische Passagen hinein, kauzige, surreale Momente der Infragestellung seiner selbst, die den zukünftigen Mythomanen einführten.
Er wurde verehrt, gelesen und geliebt
Gleichwohl ist das Buch historisch aufschlussreich und sollte gerade auch vor dem Hintergrund des Riesenerfolgs von Littells „Wohlmeinenden“ noch einmal zur Hand genommen werden. Robbe-Grillet, 1922 in Brest geboren und dem Wunsch seiner Eltern entsprechend zunächst Agraringenieur, entstammte jenem Bürgertum der „France profonde“, das Adolf Hitler Léon Blum vorzog, die Engländer weniger mochte als die Deutschen und 1940 mit der Anpassung an die „neuen Verhältnisse“ nicht so furchtbar viele Probleme hatte.

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