Freitag, 8. Februar 2008

Beate Uhse verliert an Sex

Die Erotikfirma half bei der sexuellen Befreiung und verdiente gut daran. Heute kämpft Europas Marktführer gegen Massenware im Internet und Ideenlosigkeit
Otto Christian Lindemann kommt in den Raum, und es gibt einen Riesenknall. Erschreckt ducken sich die Besucher weg, manch einer denkt an einen Schuss. Trachtet jemand dem Chef von Beate Uhse nach dem Leben? Ein enttäuschter Kunde, ein frustrierter Aktionär? Es war dann doch nur eine große Glastür zerplatzt, der Fußboden ist mit Glasscherben übersät. Offenbar war die Spannung zu groß.
Der Zwei-Meter-Mann nimmt den spektakulären Auftritt gelassen. Denn Lindemann kann Aufmerksamkeit an dem Abend gebrauchen. Im Designhotel East auf der Hamburger Reeperbahn will der Chef des Erotikkonzerns einigen wenigen Zuhörern aus der Mode- und Medienbranche erklären, wie das Sexualleben bald aussehen wird. Eigens dafür stellt der Zukunftsforscher Matthias Horx die "Trendstudie Sexstyles 2010" vor.
Nur: bis 2010 kann Lindemann nicht warten. Er muss jetzt handeln, wenn Beate Uhse kein Sanierungsfall für die Banken werden soll. Die Mutter aller Sexläden steckt tief in der Krise. Symbolhaft ist das an den Versuchen von Hauptaktionär Ulrich Rotermund zu sehen, seinen Anteil von gut 30 Prozent zu verkaufen. Nur findet die damit beauftragte HypoVereinsbank aus München keinen Investor. Offensichtlich will sich niemand an der Erotik-Aktie die Finger verbrennen. Rotermund ist der Sohn der Konzerngründerin Beate Uhse aus zweiter Ehe.
Spätestens Ende März muss der Landwirts-Sohn Lindemann ein Sanierungskonzept in der Tasche haben. Dann nämlich legt die an der Börse notierte Beate Uhse AG ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2007 vor. Und die werden keine Liebesbotschaft an die Aktionäre sein. "Bei etwa gleich bleibenden Umsätzen von 270 Millionen Euro wird bei den Erträgen mit einem Minus zwischen sechs und acht Millionen Euro gerechnet", warnte der Konzern vor wenigen Wochen. Seitdem soll sich die Lage noch verschlimmert haben, heißt es aus dem Umfeld des Flensburger Konzerns. Erstmals seit dem Börsengang vor neun Jahren schreibt das Unternehmen Verlust. "Sex sells", Sex verkauft sich immer, trifft auf Europas Branchenführer nicht mehr zu.
Jenseits von Umsatz und Gewinn hat Beate Uhse ein grundsätzliches Problem: Sex braucht keine Läden mehr. Moderne Menschen gehen viel freizügiger mit ihrem Sexualleben um als in den Gründerzeiten der Erotikfirma. "Heute braucht keiner mehr die helfenden Hände einer Beate Uhse. Das war zu Zeiten der sexuellen Befreiung anders", sagt Franz M. Schmid-Preissler, Inhaber einer Beratungsfirma für Markenanbieter.
Sex ist für ihn ein Teil der Lebenskultur geworden. "Beate Uhse wird es schwer haben, einen Markt für die Zukunft zu finden", sagt der in Europa renommierte Berater. Zudem wirke der Auftritt der Läden oftmals schmuddelig. Und teure Dessous, mit denen es Beate Uhse derzeit versucht, kauften Frauen viel lieber in gepflegten Boutiquen als in Sexshops.
"Der Erotikmarkt in seiner alten Form verändert sich zurzeit schnell. Wer bislang stark auf DVD-Filme, Kabinen oder Magazine ausgerichtet war, erlebt große Umsatzeinbrüche", sagt Dirk Rotermund der WELT. Das liege vor allem an den vielen illegalen Downloads und daran, dass Pornografie jeder Art im Internet massenhaft und vor allem kostenlos verfügbar ist.
Beate Uhse werde von dieser Entwicklung voll getroffen. Statt der Sexshops alter Prägung brauche eine Erotikfirma heute Läden, die für Frauen und Paare attraktiv seien. Diese Kunden seien dazu bereit, ihr Geld für Sex-Spielzeuge, Wäsche aus Lack und Leder oder Gleitcremes auszugeben. Rotermund weiß, wovon er spricht, auch wenn er nur sehr entfernt mit Beate Uhse zu tun hat: Er ist der Bruder von Ulrich Rotermund, dem größten Einzelaktionär von Beate Uhse.
Dirk Rotermund ist aber auch Haupteigentümer und Chef der Firma Orion, des schärfsten Konkurrenten von Beate Uhse. Er und sein Bruder gehen seit 27 Jahren getrennte Wege. Ihre Mutter hatte ihr Erbe frühzeitig unter den Söhnen aufgeteilt. Die beiden Brüder mögen sich nicht sonderlich. Dirk Rotermund muss mit Orion zwar "strampeln und hoffen", wie er sagt. Seine ebenfalls in Flensburg ansässige Firma sei jedoch schuldenfrei und fit für die Zukunft.
Der Unternehmer gibt aber zu, dass bei Orion der Versandhandel derzeit komplett weg bricht. Früher war dies der Wachstumstreiber und Gewinnbringer des norddeutschen Mittelständlers. Mit 300 Beschäftigten in Deutschland und rund 100 Mio. Euro Umsatz ist Orion nur ein Drittel so groß wie Beate Uhse.
Bei Europas Marktführer liegen die Probleme ähnlich, nur sind sie größer. Hier ist der Versandhandel mit rund 40 Prozent Umsatzanteil wichtigstes Standbein des Konzerns. Digitalisierung und Globalisierung lassen jedoch dem Handel etwa mit Sexfilmen oder Magazinen erschlaffen. Jede Sekunde sehen sich weltweit 28 258 Internet-Nutzer Sexfilme oder Ausschnitte davon an. Sex gibt es im Cyberspace überall, und bezahlen muss der Zuschauer wenig oder gar nichts.
Über Onlinehändler wie Amazon, Onlinekaufhäuser wie Neckermann oder unzählige Kleinstanbieter lässt sich vieles bekommen, was das Sexleben spannend macht. Heiße Ware aus Fernost überschwemmt den Markt. In Europa gibt es kaum mehr Hersteller von Sex-Spielzeugen wie Vibratoren. Entsprechend niedrig sind heute die Margen der Erotikhändler.
Diese Einsicht ist offensichtlich auch bei Ulrich Rotermund angekommen. Zwar sagt der Haupteigentümer öffentlich das Gegenteil: "Beate Uhse ist ein Edelstein, dessen Wert mit mehr Schliff erheblich gesteigert werden kann", lässt er sich in einer Firmenmitteilung zitieren. Aber daran scheint der Sohn der Gründerin nicht mehr zu glauben, sonst würde der verschwiegene Unternehmer kaum aus dem Familienerbe aussteigen wollen.
Aber wer kommt als Käufer seines Aktienpakets schon in Frage? Einige Finanzinvestoren sollen angefragt und um Einsicht in die Geschäftszahlen gebeten haben. Derartige Besitzer will Konzernchef Lindemann jedoch auf keinen Fall haben. "Heuschrecken kommen nicht in Frage. Mit solchen Leuten reden wir nicht", antwortete er im vergangenen Jahr auf entsprechende Fragen.
Am Firmensitz in Flensburg kursieren Gerüchte, dass das Management um Lindemann nun selbst die Aktien übernehmen wolle. Beim derzeitigen Tiefstand des Aktienkurses von weniger als zwei Euro ist die Beate Uhse AG an der Börse gerade noch 85 Mio. Euro wert.
Was Lindemann allerdings mit der Firma vorhat, dazu schweigt er sich aus. "Wir haben eine Menge Maßnahmen vor der Brust. Aber unsere Konzepte sind noch nicht fertig", weicht er einem Gespräch aus. Lindemann braucht Rückendeckung von seinem Aufsichtsrat, die er aber derzeit nicht hat. Dort ist nämlich Ulrich Rotermund Chef. Solange nicht klar ist, wer Rotermund als Haupteigentümer ablösen wird, kann Lindemann nicht agieren. Daher herrscht bei Beate Uhse nun seit Wochen tote Hose. Hinzu kommt, dass sich der Vorstandschef mit seinem Co-Vorstand Gerard Cok, einem Niederländer und Abgesandten eines Großaktionärs, überworfen hat. "Der Laden ist derzeit nicht regierbar", sagt ein Firmenkenner.
Lediglich für die teuren Sexläden gibt es Zukunftspläne. Alle 300 Läden sollen im Zuge eines "radikalen Verjüngungs- und Konsolidierungsprogramms" überprüft werden. Überleben sollen nur noch "Premium Shops" in der Stadt für Frauen und Paare sowie "Fachmärkte für den an Hardcore orientierten Mann" in Gewerbegebieten oder an Autobahnen. Voraussichtlich 35 Shops müssen schließen - mehr als jeder zehnte Beate-Uhse-Laden.
Schon einmal aber ist Lindemann mit dem Versuch auf die Nase gefallen, unter der Zweitmarke "Mae B." exklusive Läden für Frauen in Toplagen deutscher Großstädte zu etablieren. Der Partner Karstadt zog sich rasch zurück. In den wenigen ersten Testläden war selten etwas los. Die Kundschaft akzeptierte den Wandel hin zum Edel-Anbieter offensichtlich nicht.
Unterdessen erklärt Forscher Horx, wie Beate Uhse neue Vitalität bekommen kann. Dazu müsse der Konzern nur die Megatrends "Individualisierung, Frauen, Silberne Revolution, Digitalisierung und Wertewandel" für sich nutzen. Unter "Silberner Revolution" versteht der grauhaarige Trendsetter Horx die Lebenslust und Kaufkraft der Generation über 50. "Sie sind die Sex-Gourmets, die ihre erotischen Beziehungen sehr bewusst genießen", erklärt Horx. "Wie in der Küche beginnen wir auch im Bett einen langen Prozess der Kennerschaft und Verfeinerung", sagt der Forscher. Wie Firmenchef Lindemann diese "Sex-Gourmets" in seine Läden oder auf seine Internet-Bestellseiten bekommen kann? Keine Erkenntnisse.
Erst einmal will sich Lindemann wieder als Sport-Sponsor engagieren. Bis vor einigen Monaten trugen noch die Handballspieler des Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt das Firmenlogo auf ihrer Sportbekleidung. Der Vertrag lief aus und wurde nicht verlängert, weil der klamme Erotikkonzern kein Geld dafür hatte.
Außerdem hatte es Ärger mit den Sportlern gegeben: Sie trugen das Firmenzeichen von Beate Uhse auf den Sporthosen, und im Spielverlauf rutschten ihre Trikots meist aus der Hose heraus. Damit wurde aber die teure Werbebotschaft unsichtbar. Das soll beim nächsten Werbepartner nicht mehr passieren. Angeblich liebäugelt Lindemann mit Beachvolleyball. Probleme mit den eng anliegenden Trikots gibt es da nicht.


Erotyka  
Laski  
Muschi  
porn  
Cipki  
Porno Filmy  
Porno XXX  
Sex Portal  
Erotik  
Lesben  
Mature  
SpaCash  
Playboy Sex  
erotik xxx  
foto24  
xxx foto  
sexy fotos  
sex foto  

Keine Kommentare: